MAZ Artikel vom 14.04.2018

90 Hektar Wald sind aus Sicht einer Dahlewitzer Bürgerinitiative bedroht. Im neuen Landesentwicklungsplan ist dort Bebauung vorgesehen. Die Gemeinde streitet konkrete Pläne dazu ab.

In Dahlewitz geht weiter die Angst um, dass 90 Hektar Wald, eines Tages verschwinden könnten. Vertreter der Bürgerinitiative „Wald bleibt Wald“ nutzten am Donnerstag die Sitzung des Bauausschusses, um ihre Bedenken vorzutragen.

Hintergrund: Im aktuellen Entwurf der Landesregierung zum Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion (LEP HR) ist die Fläche zwischen Bahnstrecke und Gewerbegebiet nicht mehr Grün (Wald) sondern Rot (Siedlungs- / Gewerbegebiet) dargestellt. 2016 hatte sich die Gemeindevertretung mit großer Mehrheit die Landesregierung gebeten, die Fläche umzuwidmen. Offiziell, um eine Verlängerung der S-Bahn nach Dahlewitz und Rangsdorf und eine Erweiterung des Triebwerksherstellers Rolls Royce mit einem Wald-Campus zu ermöglichen.

Bürgerinitiative: Wald trotz S-Bahn möglich

Viele Dahlewitzer fühlen sich übergangen und fürchten nun einen Automatismus, trotz immer wieder geäußerter Beteuerungen, dass es derzeit keine konkreten Pläne gebe, den Wald zu roden. Claus Treffkorn, der Vorsitzende der Bürgerinitiative, wirft der Verwaltung vor, die Bürger falsch zu informieren. „Eine Entlassung der Fläche aus dem Freiraumverbund ist auch für eine mögliche S-Bahn-Verlängerung nicht nötig“, sagte er. Sollte die S-Bahn eines Tages kommen, werde sie westlich der Bahnstrecke nach Dresden verlaufen.

Zudem habe auch Rolls-Royce in der MAZ erklärt, genügend Platz für Erweiterungen auf dem eigenen Gelände zu haben. 650 Dahlewitzer hätten sich bisher mit ihrer Unterschrift dafür ausgesprochen, den Wald im Freiraumverbund zu verlassen. „Wir werden die Unterschriften dem Land zukommen lassen“, sagte Treffkorn.

Stellvertretende Bürgermeisterin: Keine Rodung vorgesehen

Marion Dzikowski, die stellvertretende Bürgermeisterin, hatte dennoch Mühe, den Ängsten der Anwohner zu begegnen. „Es gibt kein Vorhaben, das die Rodung von 90 Hektar Wald vorsieht.“ Der LEP HR sei ein Planungsinstrument des Landes, zu dem außer der Gemeinde auch jeder Bürger bis zum 7. Mai Stellung nehmen könne.

Mit ihrem Wunsch, die Waldfläche umzuwidmen, habe die Gemeindevertretung auf Eventualitäten für einen besseren Nahverkehr hingewiesen. Matthias Knake (SPD) sprang ihr bei: „Es ging uns darum, die S-Bahn sicher zu stellen und nicht darum die Dahlewitzer zu übergehen oder Fakten zu schaffen.“ Sollte es ein Planfeststellungsverfahren für ein neues Gewerbegebiet geben, würden die Bürger beteiligt.

Gemeindevertretung gibt am Donnerstag Stellungnahme ab

Marcel Schulz glaubt den Aussagen nicht: „Ich bin eher noch mehr beunruhigt“, sagte der Dahlewitzer, der Mitglied der Bürgerinitiative ist, nach der Sitzung. Für den 28-Jährigen war die Diskussion im Bauausschuss die erste kommunalpolitische Erfahrung. „Mich hat gestört, dass alle immer nur auf das Land verwiesen haben und so taten, als hätte die Gemeinde damit nichts zu tun.“ Er hofft, dass am kommenden Donnerstag viele Dahlewitzer die Gemeindevertretersitzung nutzen, damit nicht eines Tages die Motorsägen anrücken.

Von Christian Zielke

Quelle:
MAZ 14.04.2018